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Die Welle muss nicht sterben, um Wasser zu werden.



 

Dies ist ein Zitat des kürzlich verstorbenen vietnamesischen Zen-Meisters Thich Nhat Hanh. Im vollen Umgang lautet es: "Die Welle muss nicht sterben, um Wasser zu werden. Sie ist bereits Wasser."

Welle und Ozean, Gestalt und unermessliche Weite - da besteht kein Unterschied. Wer aber sehr auf sich als persönliche "Welle" konzentriert ist, übersieht den Ozean. Wellen sind wie die einzelnen Erscheinungen dieser Welt. Und der Ozean ist das, was alles ist. Beides ist Wasser - ungetrennt. Über das Ungetrennte kann nichts ausgesagt werden. Es ist nicht "etwas", wie die einzelnen Erscheinungen.

Viele, welche eine tiefere Lebenserkenntnis suchen, stellen sich diese - wie vom Umgang mit allen Erscheinungen gewohnt - als "etwas" vor. Die grosse Erkenntnis wie eine speziell grosse Welle, vielleicht sogar eine heilige. Zeigt sich aber der Ozean, erweisen sich solche Vorstellungen als Trugschluss.

Als Ziel einer Suche kann das Allumfassende nicht gefunden werden. Da es alles ist, hat es keine Form. Die Suche hört erst auf, wenn es den Suchenden nicht mehr gibt. Also dann, wenn sich die Welle als Ozean versteht. Dann zeigt sich, was sie immer schon war.

Das Individuum, das wir für so wichtig halten, spielt dabei keine Rolle. Die Welle, die im Ozean aufgegangen ist, kümmert sich nicht mehr um ihre Form. Da ist nur Unergründlichkeit, die nicht beschrieben werden kann. Und diese zeigt sich in Form von Erscheinungen wie die Wellen des Ozeans. Das ist alles.