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Kein Selbst - keine Person



 

Gemäss der Überlieferung des Diamantsutra lehrte Buddha seinen Schüler Subhuti, dass man nicht an der Vorstellung festhalten könne, dass ein Selbst, eine Person, ein Lebewesen oder eine Lebensspanne existiere. Dennoch sind die Menschen auf der Strasse. Die Frage ist nur, ob sie sich als Personen verstehen.

 

Schon manchen Menschen ist die Personenwelt abhanden gekommen. Dann besteht keine Identifikation mehr mit etwas - nicht einmal mehr mit sich selbst. Ohne die Person ist letztlich alles unbeschreiblich und unergründlich. Weites Dasein. Selbst Einsamkeit verschwindet. Einsam kann nur die Person sein. Am Punkt der Auflösung können sich allerdings Gefühle zeigen: Traurigkeit angesichts dessen, dass keine Person mehr da ist, Orientierungslosigkeit oder gar Verzweiflung. Das ist dann einfach das, was gerade geschieht.


Wo früher die "Person" war, ist jetzt Leere. Da ist auch nichts, das unterwegs ist. Und kein "Selbst" - nicht einmal so etwas, wie eine "höhere Persönlichkeit". Da ist nur diese unendliche Weite, in der niemand drin ist. Auch Beziehung ist nur etwas für Personen, die sich als getrennt erfahren. Ansonsten ist da einfach reines Geschehen. Das können durchaus Begegnungen sein, aber sie können nicht wirklich beschreiben werden. Es sind einfach Begegnungen im unbekannten Raum.

 
Das Diamant-Sutra sagt klar, worum es geht: Da ist nicht wirklich eine Person oder ein Selbst (auch entsprechend dem "Ich"), und damit auch kein Lebewesen und keine Lebensspanne. Nur Personen können leben und sich mit etwas identifizieren. Die Unendlichkeit lebt nicht. "Ich" und "mein Leben" setzt Trennung voraus. Nur für die Person besteht die Wahrnehmung, dass man ein Leben "hat" und dafür sorgen muss, dass es richtig verläuft. Das ist illusionär. Das Leben gestaltet sich selbst. In diesem Sinne ist auch das "Ich" einfach eine Vorstellung. Das Wichtigste, für das wir uns halten, erweist sich als Illusion.