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Wissen ist nicht der Weg



 

Einer der kürzesten Zen-Texte - ein Koan - besteht aus einem einzigen Satz des berühmten Zen-Meisters Nansen: "Wissen ist nicht der Weg". Punkt. Alles war wir zu wissen glauben, ist es nicht. Aber gibt es denn etwas, das "es" ist? Die Antwort müsste lauten: Nein. Es gibt nicht ein übergeordnetes Sein, welches "es" ist. Es ist einfach so, dass das, was ist, resp. was erscheint, nicht "gewusst" werden kann. Wir kennen die Welt im Allgemeinen nur als Welt der Unterscheidungen. Darin gibt es unzählige Dinge, und zudem noch Wissenschaften, spirituelle Lehren, Götter und alles mögliche.

Im Rahmen von Modellen kann alles erklärt werden. Aber klärt das wirklich etwas? Wissen wir jetzt, was die Erscheinungen sind? Ehrlich gesagt: wir haben davon keine Ahnung. Was sich abspielt, ist absolut unergründlich - wobei auch das Wort "abspielen" zuviel ist. Da ist nur Unergründlichkeit.


Man könnte schlussfolgern, dass es um "Nicht-Wissen" geht. Aber wenn es nicht gewusst werden kann, heisst dies nicht, dass es so etwas wie "Nicht-Wissen" gibt. Nicht-Wissen wäre dann ebenfalls "etwas", mit dem sich irgendeine Vorstellung verbinden kann. Alles was "etwas" und damit abgegrenzt ist, kann zwar beschreiben werden, aber das trift auf eigentliches "Nicht-Wissen" gerade nicht zu.

 

Ohne Modell gibt es weder Wissen noch Nicht-Wissen. Was erscheint, entzieht sich jedem Zugriff und ist absolut unfassbar. Man kann nicht einmal sagen, dass es existiert, denn damit wäre die Erscheinung bereits in einem gewissen Aspekt definiert. Zudem ist da auch keiner, der "Nicht-Wissen" beschreiben könnte, denn dieser läge ja ausserhalb dessen, was alles ist.