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Der beruhigte Geist |
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Es gibt eine schöne Geschichte - ein Koan - vom alten Meister Bodhidharma
und seinem Schüler und späteren Nachfolger Eka. Dieser kam zu Bodhidharma
und bat den Meister, seinen unbefriedeten Geist zur Ruhe zu bringen. Der
Meister bat ihn daraufhin, diesen Geist zu bringen, den er dann befrieden
würde. Eka konnte ihn aber nicht finden, worauf Bodhidharma feststellte,
dass er diesen für ihn schon zur Ruhe gebracht hätte.
Wie sehr plagen wir uns doch mit Dingen ab, die es nicht gibt. Gedanken sind einfach Gedanken, die erscheinen, und nicht "ein Geist". Und diese müssen nicht beruhigt werden, denn sie kommen, wie sie wollen. Als unverursachtes Geschehen sind sie aber ohne wirkliche Substanz.
Unter dem Begriff Geist finden sich zahllose Konzepte, die sich natürlich widersprechen. Letztlich ist auch Geist ein Konzept. Wird das erkannt, ist der Geist nicht nur beruhigt - dann ist er verschwunden. Konzepte sind Erscheinungen, wie alles andere auch, was sich zeigt, und nicht mehr. In diesem Sinne gibt es keinen "wirklichen" Geist.
Allerdings gibt es auch keine Wirklichkeit "dahinter", welche im Gegensatz zu den Konzepten stehen würde. Es gibt keinen Gegensatz zu dem, was erscheint. Was sich präsentiert, ist genau so, wie es ist, vollkommen und rund. Es kann auch gar nicht anders sein. Die Dinge sind einfach, was sie sind, und alles andere sind Vorstellungen. Was sie aber sind, kann nicht gewusst werden. Es ist ein Mysterium. "Wie es wirklich ist" - gibt es nicht. Auch das wäre nur eine Vorstellung. |